Heute ist der 27. März 2015. Wir, das heißt, ich war nicht mehr sicher. Mein berechneter Wurftag war der 27.3.15. Nun fiel mir ein, dass wir ja zwei Decktermine hatten. Dann könnte es auch der 29.3.15 werden. Außerdem waren wir sehr schnell, am nächsten Tag, nachdem sie stand, beim Rüden. Es könnte ja immerhin sein, dass sie noch gar keinen Eisprung hatte, dann wäre es ja noch später. Die Unsicherheit nahm zu. War ich mir bis dahin doch so sicher. Lächelte ich vor vier Wochen noch über den Tierarzt, der algebraische Verrenkungen vollzog, um anhand der Länge und der Kopfgröße einen Wurftermin zu prognostizieren. Alles quatsch. Ich wusste es! Vor allen Dingen wusste ich es besser. 

Bis vorgestern, da krochen dann die Zweifel nur so in mir hoch. Kleine krabbelige Zweifeltierchen, die jeden Halm Sicherheit fraßen Stück für Stück Halm für Halm und sie wurden immer gefräßiger. Wenn und Aber, vielleicht und ich weiß nicht, war nicht mehr sicher. Die Sicherheit verflog. Was wusste ich? Chily wollte rennen und spielen. Sie sprang über den Graben in der Ria, dass mich ein Schreck durchfuhr. Aber einmal nicht hingeschaut, den eigenen Gedanken nachgehangen und sie war drüber. Ich denke sie ist robust, und wenn Kirsten was sagt, wiegel ich ab. Sie wissen was sie tun und sie sind ja nicht blöd. Es sind ja immerhin Hunde. Keine Sorge alles gut.

Der Rückweg vorgestern war lustig. Mein manchmal doch etwas blöder Hund hat das veränderte Startgewicht nicht richtig kalkuliert und die bleierne Tonne fiel in Zeitlupe in den Graben. Echt lustig und echt blöd, denn das ist feinster stinkender Ria Schlamm. Außerdem was macht das mit der Brut? Es ist irgendwie um 18:00 Uhr und ich will sie um diese Zeit nicht mehr mit dem Schlauch spülen. Schön dreckig in unsere kleine Hütte und ich muss mich schämen, wenn ich zugeben muss, sie ist ein Schoßhund. Sind wir zu dritt, wohnt sie auf meinen Beinen. Ich bewundere Ihre Cleverness und Eitelkeit, haben wir Besuch oder sind auf Besuch tut sie so als wäre sie groß und unabhängig. Kein Schoßhund eben. Ja so ist sie. Nun, ein oder zwei Tage vor dem von mir prognostizierten Wurftag könnte sie ruhig so tun als wäre es anstrengend und sie würde kurz vor der Niederkunft stehen. So tat sie nicht und nährte meine Zweifel, schrabb, knapper hörte ich die Zweifeltierchen in mir nagen.

Heute ist der 28. März 2015. Eigentlich gerade erst seit 1-2 Minuten. Kirsten wollte soeben ins Bett, da war noch gestern. Kurz darauf rief ich, „ich denke es geht los.“ Der Welpenwahnsinn wir starten!

Ein kleiner, gar nicht wollknäuliger Welpe flutscht aus unserer lieben Chily raus. Eine Blase, ein kleines Universum nur für einen, nur für diesen Hund. Naja was mal Hund werden will. Schnur noch dran, gab‘s die nicht in Wireless? Unsere Chily fängt vorsichtig an, an den äußeren Rändern dieses Miniuniversums zu lecken. Zaghaft, zu zaghaft. Sie leckt, leckt und leckt und wirkt zunehmend verzweifelter und leckt. Unser Miniuniversum hält Stand. Ein hilfloser Blick, Zunge wieder raus, weiter geleckt. Sie sieht so hilflos aus unsere Kleine und etwas zerzaust. Der Inhalt des Lieferbeutels schien leblos. Müssen wir uns Sorgen machen. Erstickt es in der eigenen Fruchtblase. Wie lange hält er oder sie denn aus? Es gab immer mehr Fragen als Antworten. Das macht aber nichts, das Gleiche ich mit optimistischer Erfahrungslosigkeit und gemessen an meinen Zweifeln den Willen ggf. zu handel aus. Ich stehe auf Natur und versuche den Dingen, soweit es geht und vernünftig ist, jedenfalls in meinem kleinen Universum, den natürlichen Lauf zu lassen. Aber hier beschließe ich, mal kurz etwas helfend einzugreifen. Ein kleiner Ritz, das Miniuniversum riss auf. Ein Wurmloch für den Kleinen tut sich auf. Chily begreift, reißt das Miniuniversum weiter auf und beginnt das Kleine trocken zu lecken, beißt die Nabelschnur durch. Es wirkt ein klein wenig martialisch. Leckt weiter trocken und sieht irgendwie ein wenig erleichtert aus, was man auch immer so in seinem Hund sehen will. Am 28. März 2015 um 00:00 Uhr. 0:05 Uhr war der Erste ausgeliefert. Ein Rüde. 375 g Lebendgewicht, nein, das ist eher Kampfgewicht.

Schwupp geht es auch schon wieder weiter. Diesmal weiß unsere Kleine Bescheid, kurz am neuen Miniuniversum geleckt ein wenig die Zähne eingesetzt schwupp, flupps liegt da schon wieder son Wurm. Diesmal ein Mädel. 310 g. Alpha 2. Irgendeinen Namen müssen sie ja bekommen. Ganz ordentlich befinden wir und legen sie zurück zur Mutter. Alle scheinen froh und dankbar zu sein. Trocken lecken nach hinten, das heißt eigentlich nach vorne schieben. Sie macht es so lieb so fürsorglich, so vor- und umsichtig. Die beste Hunde Mami der Welt, das wissen wir jetzt schon. So geht’s. Es folgt 15 Minuten später ein weiterer, „isnRüde“ meine ich nun schon ein wenig erfahren. Alpha 3 wiegt 317 g. Wir erwarten fünf, wenn wir dem Ergebnis vom Ultraschall Glauben schenken können. Gut das Gerät ist nicht superhoch auflösend und der Arzt meinte auch, das wäre die Mindestanzahl. Unsere Chily sieht ein wenig geschafft aus. Drei Miniuniversum aufgeleckt, die Kleinen getrocknet, von hier nach dort geschoben immer ein Ohr, wenn da mal komische Geräusche rauskommen. Sie bemüht sich rührend um ihre Kleinen und es scheint als würde Sie eine kleine Pause machen wollen. Sie leckt die Kleinen, sicher um sie zu säubern aber wohl auch um den Kreislauf in Gang zu bringen. Mich wird man wahrscheinlich geschlagen haben. Klaps auf den Po nennen sie das. Die Hunde lecken lieb an Ihren Kleinen, um sie im Leben willkommen zu heißen. Das ist schön und so rührend. Zwischenzeitlich schnappen wir uns einen. Beäugen die Abzeichen auf der Brust, falls vorhanden und nehmen das Gewicht. Natürlich noch kurz schnell den obligatorischen Lionscut und ein Possing Bild auf dem Tisch für das Familienalbum.

Natürlich ist es nicht nur flutsch, flupps und hups sind sie da, nein Chily hat Wehen und die scheinen zu schmerzen. Es beruhigt sie, wenn ich auf sie einrede, sie streichele und es macht mich stolz und froh, wenn sie mich dafür dankbar anschaut.

Ach so, kaum 90 Minuten später geht es weiter. 1:55 Uhr. Wir sind immer noch aufgeregt, obwohl es längst über unsere Zeit ist, kein bischen müde. Die Wehen setzen ein und ein paar Minuten später ist es geschafft. Eine 289-g-Hündin erblickt zwar nicht das Licht der Welt sind sie doch alle blind, taub und sowieso nur mit ausgesprochen mäßiger Sensorik ausgestattet. Wärme scheint zu funktionieren. So erblicken sie also nicht die Welt sonder werden von der leicht rauen, wohlig warmen Zunge in die Welt geleckt. Ein neuer Rüde kommt mit 329 g um 2:30 bei uns an. Nun sind es fünf. Wir sind fertig. Soweit die Theorie. Sicher ist da sind noch zwei. Nun ja auch nicht schlimm. Um 3:15 Uhr kommt die Hündin Alpha 6 mit 260 g zur Welt unsere kleinste. Was für Unterschiede. Dafür aber quitsch lebendig und man meint schon fast zornig, wenn es nicht läuft. Alpha 7 wird wieder ein Rüde. 322 g werden um 3:42 Uhr ausgeliefert. Kurz darauf begafft, bestaunt, bewogen und für gut befunden, zurückgelegt.

Wir betasten Chily und sind nicht sicher aber ziemlich. Da wird wohl noch was kommen. Ungläubiges Staunen. Kirsten hat irgendwo mal gelesen, „Anzahl der Hunde = Ultraschallergebnis +4“. Fast richtig denken wir es werden 8. Sicher zu erkennen waren auch nur die 5. Alpha 8 flutscht um 4:00 Uhr. 257 g Mädchen. Süß und unwiderstehlich wie alle anderen auch.

Wir warten noch ein wenig, betasten Chily und beschließen, gegen die Milchstränge ist nun schwer tasten aber das wir es wohl gewesen sein. 30 Minuten nach Alpha 8 sacken wir die Kleinen ein und wollen die Wurfkiste säubern. Chily wird hinauskomplimentiert. Sie schaut etwas blöd. Steht bedrückt neben der Box. Ein kleiner Schwall Blut. Eine kleine Panik überkommt uns. Alles zurück und Rumms Alpha 9 auch eine Hündin kommt mit stattlichen 327 g angerauscht. Olá Alpha 9. 

Wir warten, wissen gar nichts mehr und beschließen dann eben nach 5:00 Uhr. Das wird es wohl gewesen sein. Sehr, sehr schön. Wir fallen ins Bett und schlafen wenige, zu wenige Stunden unruhig und bleiben den Nächsten, diesen Tag glücklich und müde.

WuffWuff